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Channel: Kommentare zu: Händewaschen rettet Leben!
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Von: Bey

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@junia,

Sie schreiben:
“…Und jetzt mal ehrlich: Wenn nun die Mutter das Kind zu hause lässt und die Oma im Krankenhaus ohne Kind besucht und sich dort ansteckt, wird sie den Keim mit nach hause bringen und das Kind sowieso anstecken. …”

Das ist ehrlich. Und es denken viele Menschen so.
Es ist nicht nur ehrlich, sondern auch gefährlich. Ein Ausdruck von Leichtsinn.
Das heißt soviel wie: Es ist doch wurscht, ob ich mein Baby mit nehme oder nicht. Wenn ein fieser kontakt-infektiöser Keim vor Ort herumschwirrt, besteht für das Baby in jedem Fall die Gefahr einer Ansteckung. Entweder, weil es ins Krankenhaus mitgenommen wird, oder weil die Mutter den Keim zu Haus einschleppt. Also ist es egal, ob ich mein Baby mit ins KH bringe oder nicht.

Das ist natürlich nicht so.
Die Gefährdung für das Baby ist größer, wenn ich es mitnehme.

Man muss unbedingt unterscheiden zwischen Infektion und Kontamination.
(Eine Mutter muss doch nicht gleich infiziert sein und erkranken, um eine Infektionsquelle für ihr Kind zu sein!)
Viel wahrscheinlicher ist, dass ihre Hautoberfläche eine Infektionsquelle darstellt, ganz ohne eigene Infektion. Und diese Art Infektionsquelle ist eine Mutter, wenn sie MIT Baby im Krankenhaus ist und sich nicht optimal verhält.

Das Verhalten eines Keims können wir nicht beeinflussen. Der tut, was ihm biologisch gegeben ist.
Darum glauben so viele Menschen, dass er sie – wie eine Roulettekugel – eben erwischt oder nicht – ganz nach Zufallsprinzip.
Das ist nicht schlau. Immerhin kennen wir ja das potenzielle Verhalten eines Keims.
Denn: Ob ein Keim eine Chance bekommt, sein “Verhalten” an uns auszuüben – das können wir durch unser eigenes Verhalten beeinflussen.
(Und das ist das Thema hier: Verhaltensänderungen sind nötig, um Infektionen zu vermeiden und Keimen den Lebensraum zu nehmen.)

Einer Infektion geht etwas voraus: der Kontakt mit dem Keim. Einer ist keiner, aber:
Ist im KH ist die Keimdichte relativ hoch, erhöht das die Wahrscheinlichkeit, eine krankmachende Anzahl von Keimen auf die Haut zu nehmen und von dort weiterzugeben. An sich selbst (“Hand zu Mund”) und an andere (“Hand zu Hand zu Mund”). Je zeitnäher und ortsnäher dies geschieht, desto mehr Keime können weitergegeben werden.
Auch die Mutter, die ohne Baby ins Krankenhaus marschiert, trägt den Keim auf ihrer Haut herum. Aber ehe sie ihr Kind daheim wieder anfasst, vergeht Zeit. Sie fasst ihr Kind nicht an, ehe sie ihre Hände gewaschen und desinfiziert hat (noch im KH). Zu Haus kann sie auch den Rest der unbedeckten Hautoberflächen (v.a. das Gesicht) waschen und ihre Kleidung wechseln. Die Keimzahl ist dann viel, viel geringer.
Und darauf kommt es an – auf die Keimzahl!

Sie schreiben, dass Ihnen “mulmig” war.
Sie haben vor Ort bemerkt, dass dieses Krankenhaus derzeit kein geeigneter Ort für Ihr Baby ist.

Es ist für viele andere Menschen auch kein geeigneter Ort (mehr).
Das soll sich ja wieder ändern.
Zum Beispiel durch die Einrichtung von isolierbaren Stationen, Infektionsstationen u.ä.
Das hieße, das ein Haus über freie Kapazitäten verfügen müsste. Räumlichkeiten und Personal. Das leistet sich kein KH, wenn es nicht gesetzlich vorgeschrieben ist.
Das KH muss mit dem arbeiten, was es hat. Und das ist in vielen Arbeitsbereichen nicht optimal.
Schlimm ist, dass die Dinge, die durchaus da sind, nicht richtig genutzt werden.
Der Chef, der “drüber steht”, die Schwester, die vor Zeitdruck kaum noch ein und aus weiß – und alle zusammen, weil sie nicht genug geschult werden und keine Supervisionen mehr erhalten.

Sie fragten den Pfleger, warum die Station nicht unter Quarantäne stünde – und meinen, er konnte darauf nicht antworten.
Glauben Sie das nicht! Er hätte gekonnt. Er hätte abendfüllend dazu erzählen können. Aber nicht auf diesem Flur…


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